Marcel Gähler

Der 1969 in Zürich geborene Zeichner und Maler bildete sich an der Zürcher Hochschule für Gestaltung und Kunst zum Zeichenlehrer aus. Heute lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler in Winterthur.

Als Vorlage benutzt der Künstler fast ausschliesslich selbstgemachte Fotos, Schnapsschüsse, die er zu Hause, im Urlaub mit der Familie oder auf der Strasse mit einer kleinen Kamera schiesst.

Die meisten Werke sind Miniaturen von 6 x 9 cm Grösse, die in dieser Zeit der Bildüberflutung und des Bedürfnisses nach Überdimensionalen leicht übersehen werden können. Gähler verdichtet fotografische Vorlagen zu einer Art absurdem Fotorealismus. Nanne Meyer, selber Zeichnerin und Professorin, meinte dazu 2016 in Paris: „Er ist der einzige Zeichner, den ich kenne, bei dem eine Fotovorlage Sinn macht, denn er macht mehr daraus!“.

Die Liebe zum handwerklichen Detail kontrastiert krass mit der Lakonik der Motive. Der Schriftsteller Peter Stamm, ebenfalls Winterthurer, erkennt in den Bildern Gählers morgendliche Melancholie.... Man muss einen Schritt auf sie zu tun und bei ihnen verweilen, dann erst fangen sie an, ihre besondere Wirkung zu entfalten. Diese Wirkung entsteht u.a. durch den Gegensatz zwischen der Flüchtigkeit der fotografischen Momentaufnahme und der zeitaufwändigen, extrem minutiösen Zeichnung, die altmeisterlich anmutet. Dadurch, dass Gähler die Ränder der gezeichneten Fotos nicht mit denen der Zeichnung übereinstimmen lässt, sondern sie schräg zueinander stellt, verhindert er, dass wir das fotorealistisch gezeichnete Bild mit der dargestellten Realität verwechseln. 

Er will uns mit Nachdruck daran erinnern, dass wir eine bereits zwei Mal abgebildete, also auch zwei Mal interpretierte Wirklichkeit vor den Augen haben.  

Ein vergleichbares Ziel verfolgen auch seine Aquarelle, bei denen der Künstler Filmstills oder Internet-Bilder ab I-Pad fotografiert und dann diese Aufnahmen als Vorlage verwendet. Die Unschärfe der Youtube-Filme, aber auch die Lichtreflexe auf dem Tablet werden im Aquarell nicht wegretuschiert, denn gerade sie verunmöglichen jede illusionistische Täuschung und warnen den Betrachter vor einer allzu schnellen Identifizierung des Bildes mit der Wirklichkeit.

Vernissage: Freitag, 10. Juni 2016 17.00 - 20.00

Ausstellung: 11.Juni bis 16. Juli 2016 

Öffnungszeiten Galerie: Mi, Do, Fr 14.00 - 18.30. Sa 12.00-16.00 

Galerie Römerapotheke, Rämistrasse 18, CH - 8001 Zürich | gallery@roemerapotheke.ch | Impressum | top